Nachbar in Not

Alarmierung: Handy
Ausrückzeit: Mittwoch, 30. Dezember 2020 17:00
Einsatzende: Freitag, 1. Januar 2021 00:45
Einsatzleiter: LFR Josef Huber
Eingesetzte Fahrzeuge: Last Groß Gerungs
Einsatzort: Glina, Kroatien
Eingesetzte Kräfte:

KHD Niederösterreich, KHD Steiermark



Nach dem schweren Erdbeben in Kroatien, das viele Menschen in die Obdachlosigkeit getrieben hat, kamen die freiwilligen Feuerwehren Niederösterreichs und der Steiermark den Opfern der Naturkatastrophe zu Hilfe.

Über Anforderung des österreichischen Innenministeriums – nach einem Hilferuf aus Kroatien – wurde am Mittwoch, den 30. Dezember 2020, der Katastrophenhilfsdienst (KHD) der Feuerwehr aktiviert, um insgesamt 82 Wohncontainer und 400 Feldbetten ins Erdbebengebiet zu liefern.

Der Einsatzvorbefehl erreichte uns gegen 16:00, der Einsatzauftrag für den KHD-Einsatz ‚Erdbebenhilfe Kroatien‘ folgte eine Stunde später.

Unser Auftrag lautete, gemeinsam mit Einheiten aus Niederösterreich und der Steiermark, Wohncontainer von Graz in das Krisengebiet zu überstellen. BM Stephan Faltin, LM Johannes Klauner und BR Christian Weis sagten sofort zu, am mehrtägigen KHD-Einsatz teilzunehmen.

Schon gegen 18:00 erfolgte die Abfahrt aus Groß Gerungs mit unserem Wechselladefahrzeug. Beim ersten Zwischenstopp im FF-Haus in Zwettl wurde an den drei Kameraden ein negativer Covid19-Schnelltest durchgeführt. Anschließend holten wir von der FF Friedersbach den dort stationierten LKW-Anhänger.

Weiter ging es nach Graz in die Belgierkaserne, wo unser Gespann gegen 22:45 Uhr eintraf. In dieser Kaserne wurden die dort gelagerten Wohncontainer mittels schweren Feuerwehrkrane aus NÖ auf die WLFs samt Anhänger verladen.

Zur Versorgung erhielten wir Lunchpakete und eine warme Würsteljause in der Grazer Kaserne.

Da unsere Ankunft in Graz aufgrund der langen Anreise spät erfolgte, wurde unser WLF erst am Silvestertag um 5:00 Uhr früh mit 2 Wohncontainern beladen. Als Teil des 3. Zugs von 12 WLFs erfolgte die Abfahrt aus der Kaserne Richtung Erdbebengebiet um 8:00 Uhr früh.

Ab der Staatsgrenze Slowenien bis zum Einsatzort wurden wir von den jeweils zuständigen Polizeieskorten begleitet. Wegen der Gesamthöhe der Fahrzeuge (4,5m mit Containeraufbau) mussten wir ab Kroatien abseits der Autobahn auf teilweise für uns abgesperrten Bundesstraßen weiterfahren.

Ca. 70 km nach Zagreb wurde unser Konvoi angehalten, da uns die Meldung eines Nachbebens im Krisengebiet erreichte. Nach Abklärung mit den Behörden konnten wir nach ca. 45 min die Fahrt fortsetzen. Auf den letzten 50 km vor dem Ziel wurde für uns das Ausmaß der Katastrophe sichtbar – Überschwemmungen durch Dammbruch, abgerissene Straßen, beschädigte Brücken, beschädigte und eingestürzte Häuser. Teilweise war das Übersetzen der Brücken mit großer Gefahr verbunden. Auch der zeitweilige Starkregen machte die Fahrt nicht einfacher.

Entlang der ganzen Strecke (Autobahn, Schnellstraße, Bundes- und Landstraßen) wurden wir mit Freude und Dankbarkeit (Hupen, Aufblendlicht, Handzeichen, Applaus und viel Tränen in den Augen) empfangen.

Nach der Ankunft am Zielort in Glina gegen 15:00 Uhr erfolgte die sofortige Entladung der Container mit dem eigenem Fahrzeugkran. Schon 2 Stunden später brach der Konvoi wieder Richtung Heimat auf. In Gralla wurde nach dem gemeinsamen Auftanken der Fahrzeuge an der Autobahntankstelle der KHD-Zug aufgelöst und die einzelnen Feuerwehren fuhren selbständiges nach Hause.

Unsere Heimfahrt ging über die Pyhrnautobahn A9 über Linz nach Groß Gerungs. Die Pummerin, die das neue Jahr einläutete, erklang für uns einige Kilometer nach Linz aus dem Autoradio. Mit der Ankunft in Groß Gerungs im FF-Haus am Freitag, den 1. 1. 2021 um 00:45 Uhr endete unser KHD-Einsatz nach 32 Stunden und 1200 gefahrenen Kilometern.

Am Samstag brachten wir den Tiefladeranhänger zurück zur FF Friedersbach. Unsere 3 Kameraden müssen sich in den nächsten Tagen einem weiteren Covid19-Schnelltest unterziehen.

Die große Dankbarkeit der vom Erdbeben schwer betroffenen Bevölkerung entschädigte unsere 3 Kameraden für einen vermissten Silvesterabend im Kreis ihrer Familien.